Was ist DIS
Erklärung der Dissoziativen Identitätsstörung (früher multiple Persönlichkeitsstörung) in eigenen Worten.
Eine fachliche Erklärung finden Sie hier
Ich möchte Ihnen hier eine Erklärung schildern aus eigenem Erleben.
Was bedeutet es mit einer Dissoziativen Identität zu leben?
Kurz und knapp, man ist NIEMALS alleine.
Durch schwerste Traumata in frühester Kindheit (man spricht von einer Traumatisierung vor dem 5. Lebensjahr), haben Betroffene mindestens zwei aber meistens deutlich mehr Anteile die unabhängig voneinander agieren und erst im Laufe des Lebens weitere Anteile greifbar werden.
Diese Anteile bleiben in der Regel lange unentdeckt oder werden oftmals einer Schizophrenie oder einer Borderline Diagnose zugeordnet.
Woran liegt das?
Viele Betroffene merken, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, jedoch ist die Scham sich einer Fachkraft zu öffnen meist höher als das Leiden der Erkrankung.
Wie ist das NIE alleine zu sein?
Stellen Sie sich vor Sie arbeiten in einem Team von 20 Personen und Sie sind der Personalchef.
Normalerweise arbeiten Sie, gehen nach Feierabend alleine nach Hause und wenn Sie Urlaub haben, haben Sie auch Urlaub.
Ab und an haben Sie bestimmt im Nachhinein noch über Handy oder E-Mail Kontakt.
Wenn wir diese Situation, mit einem Betroffenen mit einer DIS vergleichen, gibt es gar nicht so große Unterschiede, nur dass Sie niemals Feierabend oder Urlaub haben.
Ihre 20 Arbeitnehmer sind rund um die Uhr bei Ihnen.
Egal ob Sie einkaufen gehen, auf Toilette müssen, mit Ihrem Partner intim sind oder ob Sie einen Vortrag vor 200 Personen halten müssen.
Sie können nur bedingt kontrollieren, wann Ihre Angestellten ruhig und zufrieden sind und Sie Ihre eigentliche Arbeit erledigen können.
Dies hört sich erst mal sehr komisch für Nicht-Betroffene an, allerdings ist dies genau der Alltag von Betroffenen.
Als DIS – Betroffene weiß man nie, wann ein Anteil etwas von einem will.
Natürlich kann man durch eine innere Kommunikation bzw. einer Integration von den Anteilen einige Anteile steuern, jedoch ist das nicht für jeden Betroffenen und auch nicht mit jedem Anteil machbar.
Und genau das macht das Leben eines DIS-Klienten manchmal sehr chaotisch.
Ich habe das Glück, dass ich zu vielen Anteilen eine Kommunikation herstellen und somit ein weitestgehend „normales“ Leben führen kann.
Jedoch kann sich dies auch jederzeit ändern.
Es ist nicht selten, dass sich immer wieder neue Anteile aufzeigen.
Diese kann man aber nicht sofort steuern, sondern bedeutet erneut Arbeit.
Ich muss diesen Anteil kennenlernen und versuchen Kontakt aufzunehmen (dies ist allerdings nicht immer vom Vorteil, gerade wenn es Anteile in Form von Täteranteile sind).
Da sich viele Anteile in Form von Stimmen oder Amnesien zeigen, ist das „kennenlernen“ nicht immer einfach.
Wenn man sich dazu entscheidet, diesen Anteil zu integrieren muss man auf Spurensuche gehen.
Hier muss natürlich immer individuell geschaut werden was für die Spurensuche hilfreich ist.
Auch hier gibt es unterschiedliche Methoden. Ich kann hier nur für mich und mein System sprechen und möchte keine Behandlungsoption aufzeigen.
Dies sollte immer individuell mit dem Therapeuten, Arzt oder Sozialpädagogen besprochen werden.
Ich bzw. wir als System führen eine Art Tagebuch, wo sich jeder Anteil der gerade im Außen ist mitteilen kann.
Sie fragen sich jetzt bestimmt woher ich weiß welcher Anteil was geschrieben oder gemalt hat?!
Auch hier gibt es eine Erklärung.
Jeder Anteil hat eine andere Art und Weise der Kommunikation.
Die Kinder, die noch nicht schreiben können, malen meistens. Die Erwachsenen und Jugendlichen haben alle eine andere Handschrift und einer sogar eine andere Sprache.
Das mag sich für Sie als Nicht- Betroffene total verrückt klingen und auch ich dachte lange Zeit vor der richtigen Diagnose, dass ich einfach nicht normal und krank bin.
Heute ergibt dies für mich Sinn und ermöglicht mir das Leben was ich führe.
Eine Dissoziative Identität zu erklären ist wahrlich nicht leicht und sorgt oft für Missverständnisse in der Kommunikation.
Ich habe Ihnen hier nur eine kleine Erklärung beschrieben um ein Gefühl zu vermitteln was das Leben mit einer DIS bedeutet und hoffe, dass Sie sich ein wenig in uns Betroffene rein fühlen können.