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Wie kam ich zu meiner Diagnose?

Mein Name ist Ramona Geupert, 34 Jahre jung und habe nach 12 Jahren Fehldiagnose und vielen Ärzten die mich nicht ernst nahmen nun offiziell eine Dissoziative Identitätsstörung, die 2019 diagnostiziert wurde.

 

Mit 17 Jahren kam ich das erste Mal in eine Psychosomatische Klinik in der ich 14 Wochen stationär behandelt worden bin. Ich litt unter Dissoziativen Krampfanfällen, war depressiv und verletzte mich selber. Damals habe ich die Diagnose Borderline, Dissoziative Krampfanfälle und Depressionen gestellt bekommen.

 

Ich machte im Laufe meines Lebens viele spezialisierte Therapien (z.B DBT, Stepps, Traumatherapie), die mich im Alltag zwar unterstützen aber mich nicht weiter gebracht haben. Ich wusste, dass irgendwas mit mir nicht stimmt, doch von meinen behandelnden Ärzten nahm niemand mein Problem ernst.

 

2014 war ich zum wiederholten Male stationär in einer Akutpsychiatrie. Zu diesem Zeitpunkt litt ich mittlerweile unter täglichen Dissoziativen Zuständen mit Amnesien. Der dort zuständige Oberarzt, erwähnte das erste Mal die multiple Persönlichkeitsstörung (heute Dissoziative Identitätsstörung-kurz DIS). Jedoch war dies nur ein Verdacht und sollte ambulant abgeklärt werden da meine Entlassung bereits geplant war.

 

Nach der Entlassung suchte ich meine ambulante Psychiaterin auf die ich mit dem Thema konfrontierte. Sie wies den Verdacht jedoch sofort ab mit der Begründung „es ist doch egal welche Diagnose Sie haben, die Behandlung ist identisch mit der von Borderline“.

 

Heute weiß ich, dass dies NICHT der Fall ist!!!

 

Nachdem ich mit meiner Psychiaterin auf keinen gemeinsamen Nenner kam und es mir verwehrt wurde innerhalb der Praxis zu einem anderen Arzt zu wechseln (mir wurde Ärztehopping vorgeworfen), schaute ich mich nach einer neuen Praxis um.

 

Nach knapp 3 Monaten hatte ich endlich einen Termin bei einer anderen Psychiaterin und brachte die Verdachtsdiagnose vor. Auch hier kam regelrechte Abwehr. Immer wieder wurde mir gesagt, dass die Diagnose im psychiatrischen Bereich nicht so wichtig sei. Zudem sei die DBT Therapie sehr effektiv und wenn diese nicht helfe, dann bemühe ich mich einfach nicht genug. Ich bin letztendlich nur noch sporadisch in diese Praxis um weiterhin meine Medikamente zu bekommen.

 

2019 erfuhr ich, dass der Vertretungsarzt von meiner vorherigen Praxis mittlerweile woanders ist. Kurzerhand nahm ich Kontakt auf und hatte Glück das er mich aufnahm.

 

Dieser Arzt hat mein Leben komplett geändert. Er nahm mich sehr ernst und schlug selbst eine neue Diagnostik vor, da er keinen Borderliner in mir sah (er kannte mich vertretungsweise aus der anderen Praxis). Er nahm sich unfassbar viel Zeit und wir machten engmaschige Termine bis er mir Ende 2019 die Diagnose stellte. Ich war bzw. bin ihm bis heute so dankbar. Dank ihm kann ich heute ein weitestgehend normales Leben führen. Ich benötige kaum noch Medikamente, gehe arbeiten und bin ehrenamtlich sehr aktiv.

 

Das alles war sehr lange undenkbar. Sogar kleine Weiterbildungen habe ich erfolgreich abgeschlossen und konnte mich zur Psychologischen Beraterin zertifizieren. Worauf ich sehr stolz bin!

 

Da kein Psychotherapeut mit Kassenzulassung, aufgrund der Diagnose, mit mir arbeiten möchte, bin ich bei einem sehr guten Heilpraktiker für Psychotherapie. Auch dank ihm bin ich heute da wo ich stehe.

 

Ernst genommen zu werden ist wahrlich nicht selbstverständlich und man muss eine wahnsinnige Geduld aufweisen. Dennoch kann es sich lohnen weiter zu kämpfen.

 

Ich möchte jeden Betroffenen ermutigen nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen.